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Klimawandel in Hamburg

Unter der Leitung des KlimaCampus Hamburg haben Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen den ersten "Klimabericht für die Metropolregion Hamburg" vorgelegt. Er stellt alle relevanten Erkenntnisse über die bisherige und künftige Entwicklung des Klimas im Raum Hamburg und der umliegenden norddeutschen Region zusammen und wertet sie unter den Aspekten Küstenschutz, Artenvielfalt, Landwirtschaft und Tourismus aus.

Wissenschaftler des KlimaCampus Hamburg legen Bericht für die Metropolregion vor

Unter der Leitung des KlimaCampus Hamburg haben Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen den ersten "Klimabericht für die Metropolregion Hamburg" vorgelegt. Er stellt alle relevanten Erkenntnisse über die bisherige und künftige Entwicklung des Klimas im Raum Hamburg und der umliegenden norddeutschen Region zusammen und wertet sie unter den Aspekten Küstenschutz, Artenvielfalt, Landwirtschaft und Tourismus aus.

Klimaatlas für die Bundesrepublik Deutschland

Grafik: Klimaatlas für die Bundesrepublik Deutschland

Der Bericht wurde heute von Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach, Dr. Hartmut Euler vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Prof. Dr. Martin Claußen vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie und der Universität Hamburg sowie Prof. Dr. Dr. h.c. Hans von Storch vom GKSS Forschungszentrum Geesthacht und der Universität Hamburg im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums vorgestellt.

Demnach ergibt sich für die vergangenen 100 Jahre folgendes Bild: Die Temperaturen in der Region sind um ca. ein Grad Celsius gestiegen, mit einer Beschleunigung in den letzten dreißig Jahren; die Niederschläge sind in der Jahressumme um ca. 1 Prozent pro Jahrzehnt gestiegen, wobei dieser Anstieg jahreszeitlich unterschiedlich war – im Sommer kaum oder sogar eher eine Minderung, im Winter und Herbst jedoch ein Anstieg. Veränderungen im Sturmklima sind nicht belegt.

Neben regional nahezu gleichmäßiger Veränderung findet sich auch ein Klimaeffekt in der Stadt Hamburg selbst – mit einer erhöhten Temperatur von ca. ein Grad Celsius im Stadtzentrum relativ zum Umland und Veränderungen des Niederschlags im Lee der Stadt. Im Hinblick auf Meeresspiegel und Sturmfluten sind Erhöhungen festzustellen, längs der Küste in der Größenordnung von bis zu 20 cm; in der Elbe auch höhere Werte.

Ökologische Veränderungen wie frühere Blühtermine bei Pflanzen und längere Vegetationsperioden sind ebenso anzutreffen wie neue, Wärme liebende Arten in den aquatischen Ökosystemen der Region.

Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach: "Mit dieser Datenauswertung zum Klima in Hamburg und Norddeutschland wird eines der ersten Projekte aus dem 2007 vorgelegten Klimaschutzkonzept des Senats erfolgreich zum Abschluss gebracht. Der Bericht führt nicht nur das vorhandene, aber bisher überwiegend dezentrale Wissen zusammen und bündelt es in komprimierter Form, sondern gibt auch Ausblicke auf das, was uns in Zukunft erwarten wird.

Wir werden diese Erkenntnisse insbesondere in der Stadtentwicklung, aber auch in anderen Politikfeldern sehr gut nutzen können. Als Europäische Umwelthauptstadt 2011 werden wir an der Umsetzung der Botschaft "Think globally – act locally" ganz besonders gemessen. Dem Senat liegt daher sehr an der Gewinnung von Erkenntnissen zum Klimawandel auf regionaler Ebene, etwa im Verbundprojekt KLIMZUG-Nord, ebenso wie an der Erarbeitung einer Hamburger Anpassungsstrategie an den Klimawandel im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur Modellierung von Stadtklima."

"Bei der Erstellung des Berichtes hat sich gezeigt, dass das Wissen zum globalen Klimawandel bereits sehr umfangreich ist", so Prof. Dr. Dr. h.c. Hans von Storch vom GKSS Forschungszentrum Geesthacht und Professor am Meteorologischen Institut der Universität Hamburg. Was der Klimawandel für einzelne Regionen jedoch bedeute, sei hingegen noch unzureichend erforscht. "Die Klimafolgenabschätzung für spezifische Gebiete sowie die Erarbeitung von entsprechenden Anpassungsstrategien und Nutzungspotentialen sind erst am Anfang einer langen Entwicklung. In den vergangenen Jahren ist dieser Gesichtspunkt von der Politik nicht nachgefragt worden, und die Wissenschaft hat sich nur ungenügend um diesen Fragenkomplex gekümmert", so Professor von Storch weiter.

Mit dem nun vorgelegten Bericht werden erstmals valide Abschätzungen bezüglich der zu erwartenden Klimaänderungen für die kommenden 100 Jahre geliefert. So beschreiben alle Szenarien bis Mitte des Jahrhunderts eine Zunahme der Jahresmitteltemperatur um 0,75 bis 1,75 Grad Celsius. Bis Ende des Jahrhunderts sind es demnach gut drei Grad Celsius, wobei jüngste Ergebnisse sogar auf Zahlen bis 4,7 Grad Celsius hinweisen. Alle zehn Jahre ein Prozent mehr Niederschläge, so sieht die Bilanz der vergangenen 100 Jahre für die Region Hamburg aus. Bis Ende 2100 prägt sich dieser Jahresverlauf womöglich noch deutlicher aus. Im Sommer fünf bis 40 Prozent weniger Regen, im Winter feuchter (15 bis 40 Prozent mehr Niederschlag) sind möglich und plausibel. "Tatsächlich können wir nicht wie bei einer Wettervorhersage ausrechnen, an wie viel Tagen wir künftig mit dem Regenschirm zur Arbeit gehen müssen. Es handelt sich vielmehr um Berechnungen möglicher Klimaentwicklungen, aus denen wir Handlungsoptionen ableiten können", betont Prof. Dr. Martin Claußen, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie und Professor für Meteorologie der Universität Hamburg.

Veränderungen im Sturmklima sind bisher nicht belegt, und auch für die Zukunft werden nur geringe Veränderungen erwartet. Der Meeresspiegel wird vermutlich künftig weiter ansteigen. Sturmfluten werden bis 2030 nur unerheblich höher auflaufen, können in Hamburg aber bis Ende des Jahrhunderts deutlich höher ausfallen. Für marine Ökosysteme werden entlang der Nordseeküste und im Elbeästuar weitere Einwanderungen Wärme liebender Arten und Abwanderungen Kälte liebender Arten erwartet. Hinsichtlich der
Waldökosysteme könnten künftig Fichte und Kiefer als Risikobaumarten eingestuft werden, während beispielsweise Hainbuche oder Sommerlinde von einem wärmeren Klima profitieren. Im Obstbau können eine verlängerte Vegetationsperiode und steigende Temperaturen zum Anbau neuer Apfelsorten führen. Insgesamt wird eine Anpassung des Obst- und Pflanzenbaus an den Klimawandel als notwendig erachtet.

Dr. Hartmut Euler vom Kieler Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume betont die enge Kooperation Hamburgs mit der Metropolregion: "Es freut mich, dass im Bereich Forschung der Klimaeffekte und der Klimafolgen die bekannten Hamburger Klimaforschungsinstitute noch enger mit den innovativen Forschungsinstitutionen in Schleswig-Holstein, wie dem GKSS  in Geesthacht, zusammenarbeiten. Eine nachhaltige Anpassung an den klimawandel ist besonders im Bereich Küstenschutz gefordert. Als neues innovatives Verfahren sei hier das kürzlich eingeführte Konzept der Baureserven erwähnt. Demnach werden Landesschutzdeiche an der Westküste von Schleswig-Holstein künftig so verstärkt, dass sie, bei später nachgewiesenem Bedarf, ohne großen Aufwand nochmals um bis zu einen Meter erhöht werden können."


Wie geht es weiter?
Der Klimabericht für die Metropolregion trägt dazu bei, die Lücke zwischen den Möglichkeiten wissenschaftlichen Wissens und den Notwendigkeiten praktischen Handelns zu schließen. Er plädiert für einen intensiven fächerübergreifenden Dialog zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. "Eine umfassende Bestandsaufnahme des konkreten Wissens über die Sensibilität und Vulnerabilität unserer Umwelt und die gleichzeitige Erarbeitung von Anpassungsstrategien sind die Basis für eine zukunftsorientierte Klimapolitik in der Metropolregion Hamburg. Hier ist die Wissenschaft in der Bringschuld – einen ersten wichtigen Schritt haben wir jetzt getan", so Professor von Storch.

Die vorliegende Fassung des Berichts wird innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft noch einmal zur Diskussion gestellt. 2010 wird der Bericht dann in einer endgültigen Fassung als Buch erscheinen.

Verantwortlich für die Organisation des Klimaberichtes ist das Norddeutsche Klimabüro. Der rund 400 Seiten umfassende Bericht sowie eine Kurzzusammenfassung sind im Internet abrufbar unter:

http://www.regionaler-klimabericht.de

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